Veränderung der Blutwerte unter Roaccutan

Einleitendes
Blutabnahme
Veränderungen
Gegenmaßnahmen
Fälle und Links

    ...nachdem es denn doch mehrfach zu Änderungen der Blutwerte kam, eine extra Seite. Die Unübersichtlichkeit hab ich verbrochen, ich versuche mein Bestes und es ist wohl auch ein Thema, wo weniger nicht unbedingt mehr ist. Und praktisch alles wurde von Tomi recherchiert. Danke!

    Hier gilt mal wieder wie bei vielem: wenn sich die Leber/Blutwerte ändern, ist das eine Sache, die mit dem Hautarzt besprochen werden muß! Auf keinen Fall sollten mit etwaigen Tipps hier krankhafte Veränderungen der Butwerte übertüncht werden!

    Um was geht es? Bei der Therapie mit Roaccutan verändern sich häufig die Blutfettwerte, insbesondere Triglyzeride und Cholesterin. Die Gefahren chronisch erhöhter Blutfettwerte bestehen in Arterienverkalkung, erhöhtem Infarktrisiko etc. Die Erhöhung der Werte unter Roa. ist im Regelfall jedoch nicht chronisch, siondern geht nach Absetzen des Präparates wieder schnell zurück.
    Das Grundproblem bei der Einschätzung der Gefahr, die die erhöhten Blutfettwerte verursachen, ist also die bei "klassischen" Herz- und Gefäßkrankheiten normalerweise chronische Erhöhung gegenüber der "nur" vorübergehenden Erhöhung während der Roaccutantherapie. So scheint mir in meiner Laienperspektive die Gefahr eines kurzfristig aufs eineinhalbfache angestiegenen Triglyzeridwerts während der Therapie als nicht gleichwertig mit der Gefahr eines langfristig hohen Triglyzeridspiegels bei den "klassischen" Infarktskandidaten. Dennoch stellt sich die Frage, wie solche kurzfristig erhöhten Werte sich auf den Organismus auswirken, ob die Geschichte das Risiko wert ist und ob man was dagegen machen soll (wenig Fett, kein Alk, viel Sport und evtl. sogar medikamentöse Absenkung der Triglyzerid/Cholesterinwerte - was in den USA scheinbar häufig praktiziert wird) oder ob man lieber gleich die Therapie abbricht.

    Weiterhin: nicht nur Blutfette und Leberfunktionswerte können sich unter Roaccutan ändern. Vorneweg noch ein kurzer Mailauszug eines Mitpatienten  zu Nierenwerten unter Roa, was mir interessant scheint, weil Roa. ja als primär die Leber belastend gilt:

    "...Bei der Roaccutantherapie kann dieser Wert aus einem anderen Grund ansteigen. Roaccutan erhöht die Aktivität des Enzyms Kreatininphosphokinase. Kreatin wird in der Leber gebildet und an das Blut abgegeben. Es spielt in Form von Kreatinphosphat als Energiereservoir eine wichtige Rolle. Kreatinphosphat wird dabei durch die oben erwähnte Kinase wieder in Kreatin umgewandelt. Und das Ausscheidunsprodukt ( über die Nieren! ) von Kreatin ist Kreatinin,also ist es ganz logisch dass der Kreatinin-Wert bei mir angestiegen ist, da einfach viel Kreatin gebildet wurde.
    Die Ausscheidung von Isotretinoin erfolgt jedoch immerhin zu 12% über die Nieren; eine Interaktion mit den Nieren ist jedoch schon denkbar ( getreu dem Motto: In der Medizin ist alles möglich )..."

    Also: bevor man eine Veränderung der Funktionswerte beim skeptischen Blick des Hautarztes mündig und aufgeklärt als vorübergehend und bei kurzer Dauer ungefährlich abtut, fragen, WAS genau sich erhöht hat. Ebenso wieder: DER DOC HAT RECHT!

    Genug der Vorreden, zur Sache.



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    Probleme der Blutabnahme selber

    Bisher gabs afaik drei Fälle hier auf der Seite, wo die Triglyceride stark anstiegen. 
    Zitat von http://dermconsultants.com/accutane.htm (link down)
    "Accutane causes temporary increases in the levels of blood fats, namely triglycerides and cholesterol, in about one quarter of  the patients. While these levels rarely get high enough to necessitate stopping Accutane, it is necessary to check lab tests before you start the medication, and periodically after you start. If there are any abnormalities during this time, you may need to get further tests to observe these closely. Generally, a 14-hr fast is advisable prior to the drawing of blood studies." 
    Zu Deutsch: ein Viertel der Patienten kriegt erhöhte Blutfettwerte. Mag sein, daß die Erhöhung nur selten "krankhafte" Ausmaße annimmt, so daß die geringe Zahl von Patienten, die wegen erhöhter Blutfettwerte Probleme kriegen, darauf zurückführbar ist, daß die Erhöhung in der Regel sehr gering ausfällt.
    Der Knackpunkt ist hier aber die nüchterne Blutabnahme: 14 Stunden Fasten werden hier angeraten, bevor man die Blutwerte checkt. Ich kann mir auch vorstellen, wenn man morgends sein Roa. schluckt, dazu Milch, Käsebrot und Frühstücksei, damit man ja auch die Fette dabei hat, wenn man das Roa nimmt, und dann gen Hautarzt zieht und Blut abnehmen läßt - kein Wunder, wenn die Werte hoch sind. Mit einem Nüchternblutfettwert wird das dann aber nicht mehr viel zu tun haben.
     
     



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    Blutwertveränderungen unter Roaccutan, namentlich v.a. Triglyzeride

    Alles wörtlich Tomi, wenn ich was kommentiere, dann in Klammer mit "Anmerkung Richie" - nicht arrogant gemeint, sind alles Postings, die sich z.T. aufeinander bezogen, ich will nur die Verständlichkeit erhöhen) 

     Es scheint schwierig zu sein, an gute Infos über dieses Problem (Hypertriglyzeridämie durch Roa) zu kommen. [HyperBLABLAämie bedeutet "zuviel BLABLA im Blut". Beispiel: Medizinstudenten kann man unter günstigen Umständen eine begrenzte Menge amüsierten Schmunzelns entlocken, indem man von jemandem behauptet, er habe "gestern abend unter akuter Hyperäthanolämie gelitten"... Bei Triglyzeriden findet man Werte ab 200-250mg/dl zu hoch.] Ich habe mal für alle aufgeschrieben, was ich bisher in Erfahrung gebracht habe. (Unter Berücksichtigung des für die Arzt-Patienten-Beziehung vielleicht etwas heiklen Aspekts der Risikoabwägung.) (Umschreibung Richie:  Zu einer Einschätzung, wie schwerwiegend die Triglyceridwerte-Veränderungen sind, spielen Faktoren wie Gewicht, Roa-Dosis, Alter, Angehörigkeit zu einer Risikogruppe [Rauchen, Übergewicht, erbliche Neigung zu Herz/Gefäßkrankheiten, Bluthochdruck usw.] eine Rolle),  und vor allem die Triglyzerid- (und Cholesterin-)Werte, die vor Beginn der Therapie und jetzt gemessen wurden. 

     WARNUNG: Ich bin kein Mediziner. Das Folgende beruht auf Gesprächen mit meinem Hautarzt und einem Kardiologen (Herz-/Kreislaufspezialisten) und etwas Herumlesen/Herumsurfen (inklusive einer flüchtigen Medline-Recherche). Ich übernehme keine Verantwortung für gar nix und hoffe auf Ergänzungen und Berichtigungen.

     Zuerst eine Kurzfassung der wichtigsten Punkte, nachher noch ausführlichere Kommentare und "Literaturstellen", die poste ich später extra.



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    Mögliche Gegenmaßnahmen bei erhöhten Blutfetten:

     - -  Eine fettarme Diät (und ggf. mehr Bewegung, Abnehmen, weniger Alkohol etc.) ist natürlich die erste Maßnahme, um die Lipidwerte wieder zu normalisieren. (Ab einer bestimmten Höhe reicht aber eine Diät alleine selbst bei noch so großer Ernährungsdisziplin nicht aus.)  - Es kommt sehr darauf an, ob die Triglyzeridwerte auch vorher schon erhöht waren und ob man Risikofaktoren aufweist -- als da wären z.B. starkes Rauchen, Diabetes, Diabetes in der Familie, schon bekannte Fettstoffwechselstörung, selbiges in der Familie, schwerer Alkoholmißbrauch  - Man muß bei der Blutabnahme absolut nüchtern sein. Irgendwo stand sogar, man sollte vorher 14 Stunden lang nichts essen!  (Quelle steht am Seitenanfang, Gruß Richie) Ansonsten können insbesondere die Triglyzeridwerte verfälscht sein (es werden dann zu hohe Werte gemessen, falscher Alarm).  Ebenso kann Alkohol die Werte verfälschen: Wenn man größere Mengen getrunken hat, sind die Triglyzeridwerte oft noch mehrere Tage danach erhöht.

     -  - Eine Dosisreduzierung hilft oft.(Behandlung dauert dann natürlich länger, siehe die Bemerkungen über die kumulative Dosis anderswo auf Richies Seite)

     -  - Die Veränderung der Blutfettwerte durch Roa ist in jedem Fall reversibel, d.h. Roa bewirkt keine dauerhafte Erhöhung über das Therapieende hinaus  - Es ist überhaupt nicht klar, wie hoch das Risiko einer Herz-/Kreislauf- Erkrankung bei einer Hypertriglyzeridämie durch Roa wirklich ist. Auf jedem Fall gehen dabei auch die anderen, oben erwähnten Faktoren mit ein. (Bei kraß erhöhten Werten, >800mg/dl, kommt allerdings die konkrete Gefahr einer Bauchspeicheldrüsenentzündung hinzu, das ist etwas anderes.) 
     PERSÖNLICHE MEINUNG: Ärzte irren gerne in Richtung der sicheren Seite - sie müssen auch die Folgen nicht im Spiegel betrachten... Vielleicht möchte man als Patient das Risiko eingehen, wenn man unter schwerer Akne oder schwer unter Akne leidet. 

     - - Man kann sogenannte Lipidsenker zusammen mit Roa einsetzen, um die Triglyzeridwerte (und Cholesterinwerte) unten zu halten. Das sind Medikamente, die Kardiologen in solchen Fällen häufig verwenden. Leider scheinen viele Hautärzte damit nicht vertraut zu sein bzw. vor Anwendung solcher Mittel lieber gleich das Roa abzusetzen. Gleiches gilt für Roche Deutschland, wo man auf Anfrage angab, keine Erfahrungen mit einer solchen Kombinationsbehandlung zu haben. (In den USA wird so etwas aber anscheinend öfters durchgeführt.) Außerden werden von einigen Studien und Ärzten spezielle Diäten empfohlen (z.B. Fischtran, Sojaproteine). 



    Jetzt einige ausführlichere Erläuterungen und Kommentare. Wenn sich jemand wundert, warum ich dieses Thema so breittrete: Ich habe halt die Erfahrung gemacht, daß es schwierig ist (auch für Hautärzte), herauszufinden, was hinter der Warnung im Beipackzettel eigentlich genau steckt. Und (wie ich noch erläutern werde) glaube ich, daß es bei diesem Problem sowieso besonders wichtig ist, als Patient gut informiert zu sein – vor allem, wenn es darum geht, ob die Therapie abgebrochen werden soll.

     Mit Blutfettwerten (Lipidwerten) sind hier gemeint die Mengen von Triglyzeriden und Cholesterin (letzteres oft aufgeschlüsselt in das "gute" HDL-Cholesterin und das "böse" LDL-Cholesterin) in Milligramm pro 100 ml Blutserum (Plasma), im nüchternen Zustand. (Hat nichts mit den Leberfunktionswerten zu tun, lieber Richie !) Triglyzeride sind übrigens nichts anderes als gewöhnliche Fette aus der Nahrung in der Form, wie sie im Blut vorkommen.
    (Anm. Richie: Uuups.... Zu meiner Verteidigung: LDL, HDL und Cholesterin werden mit über die Leber und Galle abgebaut bzw. ausgeschieden. Zitat: "Über den LDL-Rezeptor der Leber werden täglich zw. 70 und 80% des Plasma-LDL abgebaut..." Schettler/Usadel, Praktische Medizin von A-Z, Innere Medizin, Kap. Stoffwechsel. Triglyzeride werden während der Verdauung z.T. aufgebrochen, z.T. in der Dünndarmwand resynthetisiert und z.T. unverändert in den Blutkreislauf übernommen, gelangen zu einem großen Teil zur Leber und werden dort weiterverarbeitet. 
    Kreuzig, Biochemie, beschreibt die Triglyzeridsynthese (Herstellung) in Leber und Niere. Ich steig aber auch noch nicht so richtig durch, da kommt vielleicht noch was nach. Ich denke aber auch nicht (und zweifle es eher an), daß es am Tenor der Ausführungen Tomis groß was ändert. Fakt ist wohl, daß die Leber im Fettstoffwechsel eine große Rolle spielt. Aber vielleicht betreibe ich grade nur krampfhafte Rechthaberei ;-)) 

     Erhöhte Lipidwerte lassen auf eine Fettstoffwechselstörung schließen, und vor allem gelten sie als Risikofaktoren für Herz - Kreislauf - Erkrankungen, insbesondere die allseits beliebte Arteriosklerose (Arterienverkalkung), mit Herzinfarkt und so. (In Bezug auf das Cholesterin ist das eigentlich noch etwas komplizierter...) Bei den Triglyzeriden gelten Werte bis maximal 200-250 mg/dl als normal. Bei höheren Werten macht sich der Kardiologe die gerade erwähnten Sorgen und empfiehlt fettarme Ernährung, Bewegung, Alkoholabstinenz und (hätte man's gedacht) Nichtrauchen. (Fettarme Kost alleine kann die Werte aber nicht beliebig senken; für das Gesamtcholesterin z.B. habe ich 50mg/dl Reduzierung als Optimum dessen nennen hören, was man durch kohlehydrate- und fettarme Ernährung erreichen kann.(Anm. Richie: Schettler/Usade nennen 10-20% des Gesamtcholesterins, entspricht 20-40 mg, bei hohem Cholesterin entsprechend mehr.) Zwar gibt es die sogenannten Lipidsenker, Medikamente, die die Werte wieder herunterschrauben, aber weil die auch ihre Nebenwirkungen haben, setzt man sie normalerweise erst bei ziemlich hohen Werten ein. (Beispiele sind die sog. Fibrate ("Gemfibrozil", "Pravachol") oder die moderneren, jedoch eher auf das Cholesterin zielenden CSE-Hemmer, von denen allerdings  "Sortis" auch wieder gut für die Triglyzeride geeignet sein soll.) 
    (Anm. Richie, Nicotinsäure wird ebenfalls als Triglyzeridsenker bei erblich bedingter Hypertriglyzeridämie angeführt.) 
    Ab 800-1000mg/dl
     Triglyzeriden besteht wie gesagt das zusätzliche Risiko einer Pankreatitis, und die kriegt man dann (wenn) auch recht bald, und nicht erst in 30 Jahren wie vielleicht den Herzinfarkt. 
     Wichtig ist noch, daß sehr umstritten ist, ob Hypertriglyzeridämie ein "isolierter Risikofaktor" für HK-Erkrankungen ist oder ob noch andere Risikofaktoren (siehe oben) hinzukommen müssen, damit eine Gefahr besteht. Überhaupt ist die Wichtigkeit und genaue Auswirkung all dieser Risikofaktoren keineswegs immer unumstritten, selbst über HDL- und LDL-Cholesterin, wo die Korrelation wohl eindeutiger ist als bei den Triglyzeriden, gibt es seit vielen Jahren erbitterte Dispute. Und das trotz vieler umfangreicher Massenstudien...
     

     Nun zu Roaccutan. Bluttests sind vor Beginn der Therapie und nach ca. 4 Wochen (Korrektur: ALLE vier Wochen während der Therapie, Anm. Richie) vorgeschrieben. Bei ca 2/3 aller Patienten steigen die Lipidwerte an, so selten ist das also gar nicht, wirklich überhöht (Hypertriglyzeridämie) sind sie allerdings nur bei ca. 25%. Die Steigerung kann das 2-3fache errreichen, diese Höchstleistung schaffen aber nur wenige. (Weiß leider nicht genau, auf welche Dosis und welche Studien sich diese Zahlen beziehen.) So, nun hat man erhöhte Werte, vergleicht mit den Risikostudien der Kardiologen, und schreit Alarm. Dabei bleibt erst einmal unberücksichtigt, daß die Hypertriglyzeridämie durch Roa ja meist nur einige Monate (nämlich während der Therapie) andauert, während diese Studien sich auf längere Zeiträume beziehen (Jahre oder Jahrzehnte). (Und zu einem großen Teil auch auf andere Lebensalter, so nach dem Motto, ab welchen Werten hat ein 50jähriger ein erhöhtes Risiko, mit 70 einen Herzinfarkt zu bekommen.) 
     Vergleichbare Studien speziell über Roa-Hypertriglyzeridämie, die direkt das HK-Krankheiten-Risiko messen, scheint es nicht zu geben (sondern eben nur solche, die die gemessenen Lipidwerte auf die Risikotabellen der Kardiologen umrechnen, s.u.). Und das ist auch zu erwarten, da es sich um eine vergleichsweise kleine Patientengruppe handelt, und man das Risiko meist über die Letalität mißt -- also abwartet, wie viele Teilnehmer der Studie sterben. Und dafür braucht man große Gruppen und Zeiträume. Und viel Geld.
     (Nochmals, es geht um langfristige Risiken -- wenn man unter den erwähnten 800-1000mg/dl bleibt, scheint das während der Roa-Therapie keine direkten Auswirkungen auf den Gesundheitszustand zu haben, siehe MEDLINE-Abstract der schottischen Studie.)
     Also: Niemand weiß genau Bescheid, wie schlimm sich die Triglyzeriderhöhung wirklich auswirkt. Aber als Pharmafirma schreibt man da lieber eine deutliche Warnung in den Beipackzettel. Und als Arzt ? Es ist klar, daß Hautärzten ein Patient, der unnötigerweise weiter total verpickelt herumläuft, lieber ist als ein Patient, der mit Vorabendserien- tauglicher Gesichtshaut Arteriosklerose  bekommt. Allerdings sind ihnen auch 100 Patienten der ersten Sorte lieber als einer der zweiten -- oder, um das Problem ganz kraß und zynisch zuzuspitzen: Besser, ich verschreibe meinem Patienten nur  Benzoylperoxid und er springt nach dem Blick in den Spiegel aus dem Fenster, als er stirbt auf Roa an Pankreatitis, denn nur im zweiten Fall bekomme ich einen Kunstfehlerprozeß angehängt. Wenn man Krebs oder Aids behandelt (bei beidem wurden schon Retinoide eingesetzt, und man nahm die Hyperlipidämie in Kauf bzw. behandelte sie mit), dann wägt man gefährliche Nebenwirkungen der Medikamente gegen tödliche Risiken der Krankheit ab. Akne ist da halt was fundamental anderes. Zwar ist sie (mittlerweile) als ernsthafte Krankheit anerkannt, aber eben nicht lebensbedrohlich oder auch nur funktionsbeeinträchtigende Dauerschäden verursachend (Narben im Gesicht zählen nicht dazu). Ein ähnliches Problem gibt/gab es ja übrigens auch bei den "Frauen im gebärfähigen Alter", wo man Roa schon schlicht und einfach verbieten wollte.

     NB: Ich will hier keine Verschwörungstheorien aufbringen, sondern nur ein ärztliches Dilemma vor Augen führen. (Bin bei einem sehr kompetenten Hautarzt und zufrieden.)
     Aber als Fazit würde ich schon -- mit aller gebotenen Vorsicht und vollkommen ohne Gewähr -- sagen, daß man in gewissen Fällen (Triglyzeride noch unter 700mg/dl) versuchen sollte, den eigenen Akne-Leidensdruck gegen die Bedenken des Hautarztes zu setzen. Natürlich nur, wenn man auch bereit ist, dann Diät zu halten, mehr Sport zu machen, das Rauchen einzuschränken etc. (Apropos Rauchen: Vielleicht ist das erhöhte Risiko durch Roa ja vergleichbar mit dem durch einige Zigaretten pro Tag.)
     



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    Nun noch einige mundgerecht servierte Literaturstellen zu diesem Thema.

    SEHR interessant: Kleine Mailinglisten-Umfrage unter amerikanischen Hautärzten, bei welchem Triglyzeridwert sie üblicherweise die Roa-Behandlung abbrechen. Mit vielen Kommentaren. Die angegebenen Abbruchwerte in mg/dl: 1000,500,300,400,>500,800,300,400,700,ca.700,1000,550,>>500,800,1000
     http://matrix.ucdavis.edu/rxderm-archives/accutane-triglycerides


     RxList Monographs: Isotretinoin
     http://www.rxlist.com/cgi/generic/isotret.htm :

     ...
     LIPIDS: Blood lipid determinations should be performed before Accutane is given and then at intervals until the lipid response to Accutane is established, which usually occurs within 4 weeks. See PRECAUTIONS.
     Approximately 25% of patients receiving Accutane experienced an elevation in  plasma triglycerides. Approximately 15% developed a decrease in high density lipoproteins and about 7% showed an increase in cholesterol levels. These effects on triglycerides, HDL and cholesterol were reversible upon cessation of Accutane therapy.

     Patients with increased tendency to develop hypertriglyceridemia include those with diabetes mellitus, obesity, increased alcohol intake and familial history.
     The cardiovascular consequences of hypertriglyceridemia are not well understood, but may increase the patient's risk status. In addition, elevation of serum triglycerides in excess of 800 mg/dl has been associated with acute pancreatitis. Therefore, every attempt should be made to control significant triglyceride elevation.

     Some patients have been able to reverse triglyceride elevation by reduction in weight, restriction of dietary fat and alcohol, and reduction in dose while continuing Accutane.5 ...
     LABORATORY TESTS: The incidence of hypertriglyceridemia is 1 patient in 4 on Accutane therapy. Pretreatment and follow-up blood lipids should be obtained under fasting conditions. After consumption of alcohol at least 36 hours should elapse before these determinations are made. It is recommended that these tests be performed at weekly or biweekly intervals until the lipid response to Accutane is established. ...



     Über Hypertriglyzeridämie und Hyperlipidämie allgemein:
     National Institutes of Health (USA)

     http://www.nhlbi.nih.gov/nhlbi/cardio/chol/prof/atp2/atp_sum.htm#hyptrig
     (lesbar kurzer Absatz mit viel Information, ua eine Einteilung der verschiedenen Triglyzeridlevels)

     http://text.nlm.nih.gov/
     ("NIH Consensus Development Program" selektieren)

     http://isis.nlm.nih.gov/nih/cdc/www/37.html
     (Behandlung von Hypertriglyzeridämie)

     Eine Patientin über ihre Roaccutantherapie, mit dem Lipidsenker Pravachol
     (http://www.geocities.com/HotSprings/Spa/2738/february99.html):

     ...
     Gender: Female
     Age: 31
     Comments:
     ... I manage my triglyceride levels with additional medication (Pravachol) and by remaining on a relatively low dose of Roaccutane (20mg a day for the first 6 weeks...just recently upped that to 40 mg a day). ...



     Jetzt noch einige interessante Abstracts, die MEDLINE so ausspuckt.

     Diese Studie behauptet, daß sich bei jungen und gesunden Roa-Patienten das Risiko für Herz/Kreislauf-Krankheiten durch Veränderungen der Blutfettwerte nicht erhöht. (Allerdings werden die Fälle mit den extremen Lipidveränderungen nicht extra betrachtet.)

    TI: Variations in lipid and lipoprotein levels during isotretinoin treatment for acne vulgaris with special emphasis on HDL-cholesterol.
    AU: Lestringant-GG; Frossard-PM; Agarwal-M; Galadari-IH 
    SO: Int-J-Dermatol. 1997 Nov; 36(11): 859-62 ] 
    AB: BACKGROUND: Many studies have demonstrated an increase in total cholesterol and triglycerides on oral isotretinoin therapy. This has led several investigators to comment on the possibility of increased risk for cardiovascular disease. Yet, the status of high density lipoprotein (HDL) in patients on isotretinoin therapy has not been studied extensively.

     PATIENTS AND METHODS: We studied 104 United Arab Emirates (UAE) nationals (78 women, 26 men) who underwent isotretinoin therapy for acne at doses ranging from 0.2 to 1.6 mg/kg, and determined the lipid and lipoprotein levels before and after an 8-week period of treatment. The risk for cardiovascular disease was evaluated as the ratio of cholesterol/HDL -cholesterol. RESULTS: Mean cholesterol, triglycerides, and low density lipoprotein-cholesterol (LDL-cholesterol) levels rose significantly after treatment (p = 0.01) whereas HDL-cholesterol values decreased significantly (p = 0.01). In the entire subject population, the overall risk for cardiovascular disease rose from 3.45 to 3.67, indicating that these subjects remained in the category considered to have "half-average" to "average" risk of cardiovascular disease.

     CONCLUSIONS: In young and healthy individuals, significant variations in lipid and lipoprotein levels, resulting from isotretinoin treatment for acne, do not influence the overall risk for cardiovascular disease. Isotretinoin is thus a safe and efficient drug for the treatment of acne in these subjects.
     AN: 98088521 



     Eine andere Studie behauptet, daß sich zumindest kurzfristig die erhöhten Blutfettwerte nicht negativ auswirken:

     TI: Serum lipid elevation during isotretinoin therapy for acne in the west of Scotland [see comments]
     AU: Walker-BR; MacKie-RM
     SO: Br-J-Dermatol. 1990 Apr; 122(4): 531-7
     ISSN: 0007-0963
     LA: ENGLISH
     AB: We have studied 116 patients in the West of Scotland receiving isotretinoin for acne vulgaris at a dose of 1 mg/kg per day. No clinical evidence of adverse effects resulting from lipid elevations were seen in the short term. Cholesterol levels rose during the first 6 weeks of therapy, and thereafter stabilized, but triglyceride levels rose after 6 weeks therapy and continued to rise while therapy continued. Pretreatment levels of neither lipid was predictive of the level of elevation observed while on therapy. No other predictors of lipid elevation such as age or sex were identified in this study, which is the largest reported of patients receiving the standard recommended dose of isotretinoin.
     AN: 90248273 


     Fischtran (Omega-3-Fettsäuren) zum Roa soll den Triglyzeridanstieg um 70% reduzieren ! (Das Zeug ist in Kapselform erhältlich.) Leider keine Angabe über Dosishöhe oder Umfang und Dauer der Studie im Abstract.

     TI: Effect of dietary fish oil on hyperlipidaemia due to isotretinoin and etretinate.
     AU: Marsden-JR
     SO: Hum-Toxicol. 1987 May; 6(3): 219-22
     ISSN: 0144-5952
     LA: ENGLISH
     AB: Treatment with retinoids results in increased serum triglyceride and cholesterol and reduced HDL-cholesterol; dietary supplementation with fish oil lowers serum lipids. Therefore combining retinoids with fish oil may reduce retinoid hyperlipidaemia. Increased triglyceride due to isotretinoin was reduced by 70% (P less than 0.05) and cholesterol by 45% (P less than 0.05) after addition of fish oil; placebo oil had no effect. These decreases were not associated with changes in levels of HDL -cholesterol or reduction of increased levels of apoprotein B. Increased triglyceride due to etretinate was reversed after the addition of fish oil (P less than 0.01), but cholesterol levels did not change. Therefore fish oil inhibits hypertriglyceridaemia due to isotretinoin and etretinate and reduces increased cholesterol levels due to isotretinoin; this effect is likely to be due to altered lipoprotein composition.
     AN: 87248767 


     Diese ältere Studie aus dem extrem renommierten New England Journal of Medicine enthält ein paar ganz interessante Behauptungen: Frauen kommen viel langsamer zum Höhepunkt als Männer -- wissen wir zwar alle, aber hier sind die Triglyzeridwerte gemeint (könnte wichtig für die Entscheidung über Abbruch/Verlängerung der Roa-Behandlung sein). Zwei Monate nach Roa haben sich alle Werte wieder normalisiert. Und es wird zwar eine Erhöhung des HK-Krankheitsrisikos konstatiert, aber nur unter der großen Einschränkung, daß man dann schon jahrelang (?) Roa nehmen müßte.

     TI: Changes in plasma lipids and lipoproteins during isotretinoin therapy for acne.
     AU: Bershad-S; Rubinstein-A; Paterniti-JR; Le-NA; Poliak-SC; Heller-B; 
     Ginsberg-HN; Fleischmajer-R; Brown-WV
     SO: N-Engl-J-Med. 1985 Oct 17; 313(16): 981-5
     ISSN: 0028-4793
     LA: ENGLISH
     AB: Abnormalities in plasma lipids are a recognized side effect of isotretinoin therapy for nodulocystic acne. We studied 60 patients during 20 weeks of isotretinoin therapy, to measure changes in plasma lipids and lipoproteins, to compare plasma lipid responses in men and women, and to determine whether there are alterations in levels of lipoprotein lipase or hepatic triglyceride lipase that could explain the development of isotretinoin-induced hypertriglyceridemia. Mean triglyceride levels rose in men and women, with maximum mean increases of 46.3 mg per deciliter (P less than 0.0001) and 52.3 mg per deciliter (P less than 0.002), respectively. The maximum level was reached by 4 weeks of therapy in men but not until the 12th week in women. Nine of 53 patients (17 per cent) completing 20 weeks of isotretinoin therapy acquired hypertriglyceridemia, with values of 200 to 600 mg per deciliter. Both men and women had significant increases in mean plasma levels of cholesterol and  low-density-lipoprotein cholesterol and decreases in mean levels of high-density-lipoprotein cholesterol. There were no significant changes in mean levels of lipoprotein lipase or hepatic triglyceride lipase. Plasma lipid and lipoprotein levels returned to base line by eight weeks after discontinuation of the drug. If sustained over a long period, the change in the ratio of low-density-lipoprotein cholesterol to high-density-lipoprotein  cholesterol that we observed, from 2.4 to 3.0 (P less than 0.0001), would predict  an increased risk of cardiovascular disease. 
    AN: 86014241 

    (So, ab hier wieder Auszüge aus meinem Danke-Posting.) 

     Noch was erklaerendes, damit ich auch was ergaenzt hab :-) Die "P"-Werte in den Studien / Stichproben sind Signifikanztests, je kleiner der Wert, desto groesser die Wahrscheinlichkeit, dass die gemessene Veraenderung kein zufaelliger Stichprobenfehler ist, sondern tatsaechlich eine verallgemeinerbare Aussage. P=0.001 heisst, die Wahrscheinlichkeit, dass die Veraenderung der Blutfettwerte mit einer Wahrscheinlichkeit von 0.01% ein Zufallsergebnis ist, mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.99% also tatsaechlich verallgemeinerbar ist.

     Zu den 25%: die Zahl ist heftig hoch, wie gesagt, auf der Page gabs bisher nur zwei Faelle mit erhoehten Triglyceriden. Tomis Kommentar war, daß der Anstieg meist gering ist (~250mg, was auch schon als Hypertriglyzeridämie diagnostiziert würde) und daher nicht auffällt.

    Nochmal, hier gehts wirklich um Sachen, wo ich als medizinischer Laie das Gefühl hab, an meine Grenzen zu stoßen bzw. drüber raus zu sein. Also besprecht das alles mit dem Hautarzt, bevor ihr irgendetwas macht/aufhört/fortsetzt oder was auch immer!

    Auf daß ihr keinen Streß mit den Blutwerten kriegt,
    und über Ergänzungen/Kommentare etc. sind wir alle wohl erfreut, wage ich jetzt mal stellvertretend zu behaupten.


     

    Wirkung von Roaccutan
    Risiken und Nebenwirkungen
    Fallstudie
    Tanjas Vorher-Nachher - Bilder
    Dosisberechnung
    BPZ Roaccutan
    BPZ Isotretinoin ISIS
    BPZ Ciscutan
    BPZ Aknenormin
    Pat.-Info Aknenormin
    Eintrag in der Roten Liste
    Schmink- und Hautpflegetipps
    Maßnahmen bei Blutwerteveränderungen

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Stand: 21.07.2001
Autor: Tomi
Kommentare: Richie