Hormontherapien


 


DUTASTERID (Stand der Information Dez. 2002; Autor Mac)

Akneursache
Nach heute herrschender Meinung in der Medizin ist die eigentliche Akneursache bei wohl 99% aller Betroffenen die Stimulation der Talgdrüsen durch männliche Sexualhormone (sog. Androgene). Dies gilt für Männer gleichermaßen wir für Frauen. Dieser Wirkungszusammenhang ist durch unzählige Experimente im Laborversuch, am Tier und auch am Mensch belegt. So führt bspw. die Gabe von Androgenen auf Tierohren, die der menschlichen Haut sehr ähnlich sind, zur verstärkter Talgproduktion, die Therapie von Eunuchen mit Androgenen bei diesen zum Auftreten von Akne (von der sie normalerweise lebenslang verschont bleiben), und bekanntermaßen tritt die Akne vordringlich in der Pubertät auf, wenn sich der Anteil an männlichen Hormonen im Körper erhöht.

Welche Therapiekonsequenzen ergeben sich nun hieraus?

Wer die Akne an ihrer eigentlichen Ursache angehen will, muß diese hormonelle Stimulation ausschalten. Dazu bieten sich mehrere Möglichkeiten an.

Hormonelle Therapien

I Die Effektivste wäre eine Kastration, aber das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint.

II Antiandrogene

1. Wirkprinzip
Dies sind chemische Substanzen, die "Anstelle" der Androgene an die Talgdrüse, genauer gesagt an den Androgenrezeptor der Talgdrüse, andocken. Infolge dessen können die Androgene dort nicht mehr ansetzen und ihre stimulierende Wirkung entfalten. Es handelt sich also um einen direkten Verdrängungsmechanismus. Die Talgproduktion, damit die Akne, nimmt ab.

2. Orale Antiandrogene
Solche Antiandrogene sind in einigen "Pillen" vorhanden, jedoch ist das größte Problem ihrer Wirksamkeit die Dosierung. Biologische Effekte lassen sich damit nur erzielen, wenn das Antiandrogen gegenüber den natürlich vorkommenden Androgenen in ca. 20fach so hoher Konzentration vorliegt. Womit auch erklärt wäre, warum besagte "Pille" nicht allen Frauen hilt. Unendlich steigern läßt sich die Konzentration leider nicht, da diese Stoffe (jedenfalls in entspr. hoher Dosierung) gesundheitsgefährdend sind.
Bei Männern stellt sich noch ein ganz anderes Problem. Würden sie Antiandrogene oral einnehmen, so würden diese natürlich nicht nur die Androgene von den Talgdrüsen, sondern von allen androgengesteuerten Organen, abblocken. Und derer gibt es einige beim Mann. Folge: Kein Bartwuchs, keine Spermaproduktion (jedenfalls weniger und - nachgewiesen - verkümmerte Spermien, etc.). Fazit: Antiandrogene oral eingenommen gehen beim Mann nicht.

3. Lokale Antiandrogene
Lokale Antiandrogen sind solche, die nicht oral eingenommen werden, sondern in Form von Cremes und Salben auf die Haut aufgebracht werden. Vorab: Derlei Medikamente sind in der EU nicht zugelassen, jedenfalls nicht als eigenständiges Produkt. (Dagegen kann man sie in den USA quasi über die Ladentheke kaufen, ein Import scheitert aber i.d.R. am deutschen Zoll). Der bekannteste Vertreter ist Spironolactone, der in den USA auch breiten Einsatz gegen androgenetischen Haarausfall beim Mann findet.
(Anm. Richie: Mit Linoladiol - enthaltenes Hormon Estradiol - wird offenbar bisweilen lokal behandelt. In der Roten Liste ist kein Warnhinweis bezüglich des Geschlechts der AnwenderInnen zu finden. Ich kann mich aber an gar keinen Fall auf dem Board erinnern, wo mit Linoladiol behandelt wurde, das Präp scheint nicht allzu populär zu sein. Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen.)

Problem: Die Wirksamkeit ist nur sehr begrenzt, da die Antiandrogene nicht in der nötigen Konzrentration zum "Ort des Geschehens", d.h. der Talgdrüse, vordringen, oder aber die Substanz schon zuvor instabil wird und zerfällt. Und auch wenn in USA viele Männer Spironolactone lokal einsetzen, wird einem es ein deutscher Arzt nicht verschreiben, das es zumindest denkbar ist, das ein Teil des Wirkstoffs ins Blut übergeht.

III DHT-Hemmer (Dutasterid)

1. Wirkprinzip
Wie eingangs geschildert, sind Androgene die eigentliche Akneursache. Dabei ist es jedoch nicht das Testosteron (T), welches die akneauslösenden Eigenschaften hat, sondern sein Umwandlungsprodukt, das Dihydrotestosteron (DHT), das als die aktive Form des T gilt, da es die höchste Bindungsaffinität zum Androgenrezeptor hat. DHT führt durch Interaktion mit dem Genom des Zellkerns zur den androgenspezifischen zellulären Antworten im Körper. Damit auch zur vermehrten Talgproduktion, sprich Akne.
DHT wird mittels eines Enzyms aus T synthetisiert, welche den Namen 5alpha Reduktase trägt (5aR). Hemmt man nun dieses Enzym, dann hemmt man auch die DHT-Synthese, ergo bleibt die Stimulation der Talgdrüse aus. Vorteil: Der Testosteronspiegel beim Mann bleibt unangetastet (genauer gesagt erhöht er sich sogar leicht aufgrund des Ausbleibens der Umwandlung des T), womit das Sexualleben der behandelten Männer unangetastet bleibt.
Tatsächlich existiert ein solches Medikament, Name Propecia oder Proscar, Einsatzzweck androgenetischer Haarausfall beim Mann bzw. gutartige Prostatavergrößerung beim Mann. Beides wird auch durch DHT ausgelöst. Und tatsächlich stoppt das Medikament, Name des Wirkstoffs "Finasterid", bei ca. 70% der behandelten Männer den androgenetischen Haarausfall.
Allerdings hat es bei Akne dennoch keine Wirkung, denn es existieren zwei Arten der 5aR, und Finasterid hemmt spezifisch Isoenzym Typ II der 5aR, der vorwiegend in der Prostata und in den äußeren Haarschaftzellen vorkommt. In den Talgdrüsen der Haut ist dagegen Typ I der 5aR für die DHT-Synthese verantwortlich, auf welches Finasterid aber so gut wie keine Wirkung hat.
Dutasterid ist nun ein neues Medikament, welches von GlaxoSmithKline entwickelt wurde, und neben 5aR Typ II nun auch (als erstes Medikament überhaupt) 5aR Typ I hemmt. Damit wird also auch die DHT-Synthese in der Haut verhindert, die Stimulation der Talgdrüse bleibt aus, folglich auch die Akne.
Hierzu ist zunächst einmal zu sagen, das diese Wirkungsweise (auch auf Akne) der herrschenden Meinung in der Medizin entspricht und keinesfalls auf einem wackeligen Fundament ruht. In der Tat sucht man seit mindestens zehn Jahren nach solch einem 5aR-Typ- I- Hemmer, um androgenetische Hautkrankheiten, nicht nur Akne, zu behandeln.
Als weitere Beweis für die Wirksamkeit mögen Menschen gelten, die einen angeborenen Defekt der 5aR aufweisen. Diese bleiben lebenslang von Akne und androgen. Haarausfall verschont.

2. Pharmazeutische Zulassung
Dutasterid wurde getestet zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung beim Mann. Hierfür liegt seit Dez. 2001 die Zulassung durch die FDA (Food and Drug Administration) der USA vor. Im Oktober 2002 erhielt Dutasterid von der FDA die, von GlaxoSmithKline wohl aus Marketinggründen beantragte, sog. „erweiterte Zulassung“. Dutasterid ist weiterhin zugelassen in Schweden und in der Schweiz. Die Zulassung in weiteren Ländern der EU ist beantragt und dürfte unmittelbar bevorstehen. GlaxoSmithKline hat Testreihen zur Behandlung des androgenetischen Haarausfalls beim Mann eingegangen (übrigens mit dem Ergebnis konkurrenzloser Wirksamkeit), aber scheinbar abgebrochen. Warum und ob diese wieder aufgenommen wurden, ist unklar.
Angesichts der oben geschilderten Wirkungsweise eines 5aR-Typ I Hemmers auf Akne erscheint es höchst seltsam, daß GlaxoSmithKline bisher keinerlei Testreihen zu Dutasterid und Akne eingegangen ist. Möglicherweise aber doch, nur hat man dies nicht bekanntgemacht. Da mögen finanzielle Erwägungen und die Pharmakonkurrenz eine Rolle spielen. Wie gesagt, die Wirkungsweise auf androgenetische Hautkrankheiten entspricht der herrschenden Meinung in der Medizin.

3. Bezugsquellen
Dutasterid ist seit November 2002 in den USA verfügbar. Der Handelsname in den USA ist Avodart, für Europa Avolve. Das Medikament ist rezeptpflichtig. Einige US-Internetapotheken versenden zwar ohne Rezept, ein Import scheitert aber i.d.R. am deutschen Zoll. Legale aber nicht ganz billige Bezugsquelle, die, da Direktimport über Vertragsapotheke, auch nicht am Zoll scheitert, ist USA-Direkt.de. Unter Lipoxidil.com, dahinter verbirgt sich nichts anderes als die englischsprachige Seite von USA-Direkt, kann man eine topische Dutasterid-Lotion bestellen. Diese, da auf Liposomenbasis, mag tatsächlich in der Lage sein, den Wirkstoff bis zu den Talgdrüsen zu transportieren. Vorteil einer solchen Anwendung ist natürlich, daß mögliche Nebenwirkungen auf ein Minimum reduzier werden.

4. Nebenwirkungen
Wie erwähnt, bleibt der Testosteronspiegel unangestastet, bzw. erhöht sich leicht aufgrund der fehlenden Umwandlung in DHT. Nach den bisherigen Testreihen für Dutasterid treten keine gravierenden Nebenwirkungen auf. Die (bislang bekannten) Nebenwirkungen ähneln sehr denen von Finasterid: Verminderte Libido, Brustvergrößerung und Hodenschmerzen. Allerdings alles nur selten und reversibel. In wenigen Fällen kam aber auch eine reversible Impotenz vor.
Eine Nebenwirkung darf aber auf keinen Fall verschwiegen werden. DHT steuert die Entwicklung der Geschlechtsteile ungeborener männlicher Embryonen. Damit wirkt ein DHT-Hemmer fruchtschädigend, weshalb Frauen eine Schwangerschaft unter allen Umständen ausschließen müssen.
Diskutiert wird gegenwärtig, ob sich der Körper auf einen verminderten DHT-Level einstellt. Eine Studie an Finasteridpatienten ergab, daß sich die Anzahl der Androgenrezeptoren in der Kopfhaut nach Finasterid-Therapie im Vergleich zuvor signifikant erhöht hat. Dies dürfte also auch bei Dutasterid der Fall sein. Ob und welche Folgen dies hat, ist unklar. Allerdings spricht die große Zahl der Finasteridanwender, die dieses Medikament nunmehr schon einige Jahre problemlos anwenden, dafür, daß hierdurch keine gravierenden Probleme zu erwarten sind.

Gruß,
Mac

 
Seitenanfang


 

 

 

Stand: 16.12.2002
Autor: Mac