acne excoriee



Lexikon



acne excoriee oder (früher?) vollständig acne excoriee de jeune fille, ist eine Akneform, deren Hauptproblem nicht in der Erkrankung der Haut, sondern dem neurotischen Kratzen und Drücken besteht. Bei teilweise minimaler Akne kann so eine starke entstellende Wirkung durch permanent aufgekratzte Hautareale entstehen. Die Vernarbungsgefahr ist entsprechend hoch, eine (dermatologische)Therapie schwierig, da es nur wenig Akne zum Therapieren gibt.

Das Krankheitsbild legt schon nahe, daß es eher auf psychischen Ursachen beruht.

Der Name rührt daher, dass diese Form früher vor allem bei jungen Mädchen beobachtet wurde. Heute stößt man meist auf die neutrale Form "Acne excoriee", wohl weil Neurosen aufgrund des Schönheitsdiktats nicht mehr auf Frauen beschränkt sind.

Von Wilma gibt es inzwischen eine Infoseite zu Dermatillomanie, die ich gern weiterempfehle. Barbara hat eine Mailingliste zum Thema gegründet, auf die man sich hier eintragen kann. Zuvor hab ich ne Mail von ihr zum Krankheitsbild bekommen, deren Kernaussagen ich niemandem vorenthalten will:

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Für Acne excoriee werden noch weitere Begriffe verwendet und zwar Neurotische Excoriation, Psychogene Excoriation und Dermatillomanie. Es handelt sich um eine Autoaggressive Zwangserkrankung (und nicht wirklich um ein Hautproblem). Es ist eine Art Verhaltensstörung und GANZ WICHTIG: KEINE DUMME ANGEWOHNHEIT. Es ist schwer, sich von dem Gedanken der "dummen Angewohnheit" zu befreien und es als psychische Erkrankung zu akzeptieren. Ich selbst hatte damit einige Schwierigkeiten, denn wer hat schon gerne irgendwas "mit der Psyche" und überhaupt ansonsten bin ich doch eher sehr "normal-neurotisch"... . ;-) Das Problem mit der "dummen Angewohnheit" ist, daß es bei dieser Betrachtung ziemlich viel Stoff liefert, auf sich selbst herumzuhacken (was nicht gerade besonders hilfreich ist...), da man es sich eben nicht einfach "abgewöhnen" kann und ewig sauer und  eprimiert ist, daß man es "schon wieder" getan hat. Es liegt nun mal im Wesen einer ZWANGSerkrankung, daß man es eben NICHT mal einfach lassen kann. An einer Erkrankung ist man nicht "schuld".Diese Einsicht kann helfen wieder freundlicher mit sich selbst umzugehen (DAS allerdings IST hilfreich). Nun ist das alles kein Grund den Kopf hängen zu lassen. Ich habe viel im englischsprachigen Internet recherchiert und bin dort fündiger geworden als im deutschen Netz. Für Leute die auch dort suchen wollen, man findet einiges unter den Begriffen "skin picking" bzw. "skin picker" (auch Betroffenenforen!!!) und auch unter OCD (Obsessive Compulsive Disorder  = Zwangserkrankung).
Teilweise ist die Erkrankung mit BDD (Body Dismorphic Disorder) verknüpft, aber wohl nicht zwingend (darüber hast Du ja auch schon einen ausführlichen Text :-) ).
Das zwanghafte Knibbeln an der Haut ist eine ähnliche Erkrankung wie ewiges Nägelkauen (Onychophagie) oder zwanghaftes Haare auszupfen (Trichotillomanie, daher auch der Begriff Dermatillomanie). Der Grad der Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein, ebenso wie es Leute gibt, die nur am Rücken knibbeln oder nur im Gesicht oder andere eben überall am Körper.Wie ich den englischen Foren entnommen habe, sind die psychischen Auswirkungen und die Beeinträchtigung des Lebensgefühls wohl ähnlich wie bei Menschen die unter starker (oder auch weniger starker)Akne leiden.(Ja, meist geht es ja nicht unbedingt um die Stärke der Ausprägung, sondern einfach darum, das man halt wirklich LEIDET.) Viele gehen nicht mehr ins Schwimmbad, sagen Verabredungen ab, tragen nur versteckende Kleidung etc, eben alles was man da so aus Scham veranstaltet. Es gibt bisher relativ wenig Forschung über Ursachen, aber schon einige Erfolgsberichte in der Behandlung. Es wird in der Regel wie andere Zwangserkrankungen mit einer Verhaltenstherapie behandelt (es gibt unterschiedliche Verhaltenstherapien und auch andere Ansätze, das müßte individuell mit dem behandelnden Arzt geklärt werden.) Die wohl höchste Erfolgsquote hat eine Behandlung wie sie bei Trichotillomanie angewendet wird. Es gibt auch ein Buch, daß sich ausführlich damit beschäftigt (auch in Bezug auf Haut-knibbler), ist aber leider in Englisch. (Fred Penzel, Obsessive Compulsive Disorders; A complete guide of getting well and staying well, 1999).

[...] Obwohl die Krankheit relativ unbekannt zu sein scheint, glaube ich nicht, das sie soo hyper selten ist. Nur mit dem falschen Gedanken, es sei eine schlechte Angewohnheit schämt man sich für sich selbst so sehr, daß man weder zum Hautarzt noch sonst wo hin geht (und Psychiater/Psychologe scheint zunächst oft abwegig). Man fürchtet halt der könnte sagen: Selber Schuld, hör doch einfach auf zu kratzen. (was man ja nun mal nicht kann, sonst hätte man es längst getan!) (In den englischsprachigen Foren von Betroffenen habe ich auch schon oft über diese Angst gelesen). Wenn man jedoch weiß was man hat, kann man es dem Hautarzt erklären und trotzdem um Hilfe gegen die Hautunreinheiten bitten.

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Aktualisiert: 3.5.2003
Autor: Richie