(M)eine Aknegeschichte


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Simone, am 13. September 2000

  Meine Aknegeschichte

 Also, zunächst mal: Ich heiße nicht Bianca, wie ich immer angegeben habe, sondern Simone. Als ich das erste Mal einen Beitrag ins Forum gestellt habe, wollte ich mich nicht preisgeben, aber inzwischen hat mir diese Seite so viel geholfen, dass ich es im Nachhinein ziemlich albern finde...
Ich möchte mit dieser Geschichte denen Mut machen, die immer noch Akne haben, weil doch einige Akneschichten, die hier stehen, abgeschlossen sind. Außerdem merke ich, wie gut mir das tut, sich alles von der Seele zu schreiben, das merkte ich als ich ein Statement auf „Dipl.-Psych.“ Steven geschrieben habe.

 Alles fing bei mir sehr spät an: Während der gesamten Pubertät hatte ich überhaupt keine Probleme mit Pickeln, geschweige denn Akne. Ich machte mir gar keine Gedanken darüber; ich war lediglich froh, nicht betroffen zu sein. Aus Äußerlichkeiten machte ich mir auch nicht so viel.
Vielleicht war das der Grund, warum ich die Akne, die sich langsam in mein Gesicht einschlich, erst spät bemerkte (oder bemerken wollte). Naja, ein paar Pickel, was macht das schon, vielleicht eine Allergie auf das neue Duschgel?

 Das erste Mal, als ich es richtig wahrnahm, war in der Schule, während der Ausbildung, ich war bereits 18. Es ging um eine Art Spiel, bei dem man jemanden aus der Gruppe zeichnen musste, der Rest musste erkennen, um wen es sich handelt.
Bei meinem Bild, dass jemand von mir malte, wusste die Gruppe sofort, um wen es sich handelt...

 Ab diesem Zeitpunkt sprach mich meine Mutter an, ich solle doch mal zum Hautarzt gehen.
Das tat ich dann auch und es war mir sehr peinlich, war doch die Akne ein Pubertätsproblem, mit dem ich doch nichts mehr zu tun hatte??
Die Ärztin schaute mich kurz an, murmelte etwas von Akne vulgaris und drückte mir eine Creme in die Hand, mit einer leichten Tönung. (Aknefug?) Sie meinte, ich solle das mal vier Wochen ausprobieren.
Ich dachte, danach wäre die Sache dann gegessen und so habe ich dann auch fleißig gewaschen und geschmiert.
Nach vier Wochen tat sich gar nichts. Was folgte, war also der nächste Arzttermin, bei dem ich dann eine Creme mit BPO bekam. Nach einigen Tagen fing meine Haut an zu brennen und zu spannen, aber ich machte noch hoffnungsvoll weiter. Der einzige Effekt war, dass meine Haut nur noch rot war und ich mich schuppte. (juhu, da sah man die Akne nicht so!)
Des weiteren bekam ich Termine bei der Kosmetikerin, die ihre Praxis neben der Hautärztin hatte.
Bis auf zeitweise Verbesserungen tat sich nichts, es wurde zum Teil sogar noch schlimmer.
Irgendwann bekam ich dann noch Tabletten verordnet (Skid), die die Haut aber nur noch mehr austrockneten, ich merkte lediglich, dass die Pickel fester und kleiner wurden.

 Ich schob mein Akneproblem jetzt vermehrt auf „psychische“ Probleme, da ich in dieser Zeit unglücklich verliebt war und ein „Gefühlschaos“ durchlebte, von dem aber auch kaum einer etwas wusste. Das ganze ging etwa 1,5 Jahre so. Ich dachte, wenn der Typ sich dann für mich entscheiden sollte, löst sich das ganze Problem in Wohlgefallen auf.

 Zudem zog ich mich immer mehr zurück, ich lernte für die Schule, hatte aber mit den Leuten aus meiner Klasse kaum Kontakt. Ich hatte Angst, in den Spiegel zu schauen, mochte mich überhaupt nicht leiden und vermied jeden Hautkontakt, sei es mit mir selbst oder von anderen.
Da ging soweit, dass ich mich zeitweise nicht mehr aus dem Haus traute und ich mich vor mir selbst schämte.
Musste ich dennoch in den Spiegel schauen, dann nur im „Sicherheitsabstand“ von etwa 2 Metern und ohne helles Licht.
Ich wusch mich mehrmals am Tag, bis die Pickel eben aufplatzen und das Handtuch blutverschmiert war.
Ich erinnere mich auch noch daran, meine Akne vor anderen zu verleugnen, wenn mich überhaupt jemand angesprochen hat, dann sagte ich, ich habe eine Allergie.
Aber vor allem hatte ich auf der Straße das Gefühl, alle Leute starren mich an. Mir wäre es lieber gewesen, alle Leute hätten gesagt, wie scheiße ich aussehe, denn dieser Meinung war ich.
Übel war es wenn ich richtig merkte, dass ich aufblühte und die Stellen, an denen sich neue Pickel bildeten, juckten.
Schlimm war es im Kindergarten (dort arbeitete ich). Einzelne Kinder sprachen mich an, warum ich im Gesicht so aussehe und was ich da habe. Aber diese Haltung war mir wesentlich lieber, als nur angestarrt zu werden.
An einen Freund dachte ich schon gar nicht, obwohl ich mich schon danach sehnte. Ich dachte, ich werde für immer alleine bleiben.
Das mit dieser unglücklichen Liebe hatte sich dann auch gefühlsmäßig erledigt, allerdings war das der einzige, vor dem mir das nicht allzu viel ausmachte, aber ihn kannte ich schon vor der Akne-Zeit.
Zwischendurch machte ich, auf Anraten der Ärztin, noch eine Bestrahlungstherapie, zu der ich zwei- bis dreimal die Woche in die Praxis kommen musste. Irgendwann mit 21 habe ich die Behandlung dann einfach abgebrochen, ich hatte keine Lust mehr, ständig zwischen Hoffen und Bangen hin- und hergerissen zu sein.
Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass die Ärztin (die zumindest ganz nett war), erwähnte, ich könne vielleicht zum Gynäkologen gehen und mir die Pille verschreiben lassen, das könnte auch helfen; aber ich hatte einfach keine Lust mehr.
Irgendwann meinte sie, da gäbe es noch Tabletten mit einem Vitamin A-Abkömmling, aber die seien eigentlich bei Frauen im gebährfähigen Alter kontraindiziert. Ich habe gar nicht mehr nachgehakt, vielleicht hätte ich das tun sollen, dann wären mir vielleicht die restlichen Akne-Jahre erspart geblieben. Ich weiß noch, dass ich bitter dachte, ich krieg´ eh nie einen Freund mit dieser Akne, geschweige denn ein Kind!
Meinen Freund lernte ich dann 1996 kennen, ich war inzwischen 21 Jahre alt, die Akne war nicht in den Griff zu kriegen und wechselte von „erträglich“ bis „überall vorhanden“.
Ihm machte es nicht allzu viel aus, aber es fiel mir schwer, darüber zu reden.
Inzwischen nahm ich noch vier Monate die Pille, aber in dieser Zeit gab es auch keine Besserung.
Statt dessen versuchte ich es mit Selbstbehandlung, mit Heilerde, verschiedenen Waschgels, aus lauter Verzweiflung dann sogar „Clearasil“. Irgendwann fing ich mit Teebaumöl-Lotion an, die ich bei „Spinnrad“ entdeckte. Das hat dann etwas geholfen, obwohl es sich in den ersten Wochen auch verschlimmerte, ich aber diesmal durchhielt.
Ich habe mich dann im Sommer 1999 von meinem Freund getrennt, aber die Akne hatte damit nichts zu tun.
Ich lernte, darüber zu reden und merkte, wie viele Menschen eigentlich Anteil daran nahmen und sich eben nicht ekelten, sondern ganz lieb waren. Das gab mir mehr Selbstbewusstsein.
Außerdem halfen mir gute Leistung in Ausbildung und weiterführender Schule.
Vor einem halben Jahr (März 2000) lernte ich meinen jetzigen Freund kennen, mit dem ich zum ersten Mal wirklich offen darüber reden kann. Er kann mich verstehen und ihm macht das nichts aus.
Zur etwa selben Zeit stieß ich auf diese Seite im Internet, als ich einfach mal „Akne“ in die Suchmaschine eingab. Neben vielen „Nehm-doch-einfach-Clearasil“-Seiten fand ich diese sehr informativ und hilfreich und ich entschloss mich, wieder aktiver gegen meine Akne vorzugehen, denn ich hatte wieder etwas Mut gefasst.
Ich ging, eigentlich zwecks Empfängnisverhütung zur Gynäkologin, die mir die „Valette“ verschrieb, außerdem sei mein Hormonspiegel etwas verschoben (zu viele Androgene, also „männliche“ Hormone)
Einen Monat später fing ich, aufgrund verschiedener positiver Rückmeldungen im Diskussionsforum, mit der Einnahme von Zinktabletten (Zinkorotat POS) an.
Davon nehme ich jetzt drei pro Tag, außerdem bin ich bei dem Teebaumöl geblieben.
Inzwischen, also ein halbes Jahr später, ist meine Haut noch nicht Akne-frei, aber doch besser geworden. Pickel, die entstehen, verschwinden viel schneller, alte gehen auch zurück.
Jetzt kommen auch Narben zum Vorschein, aber das ist mir wesentlich lieber als Akne!
Ich traue mich auch wieder richtig in den Spiegel zu sehen!
Es ist aber noch lange nicht vorbei, es bilden sich immer noch neue Pickel, vor allem zu der Zeit, wenn ich eine Woche „Pillen-Pause“ mache.
Ich habe Angst davor, irgendein Mittel, dass ich nehme, abzusetzen, denn ich weiß nicht, was letztendlich den Ausschlag gab, dass die Akne langsam verschwindet, denn ich habe mit Pille, Zink und Ernährungsumstellung (weniger Zucker und tierisches Eiweiß) ziemlich parallel angefangen.
Vielleicht ist es doch auch mit psychisch bedingt. Ich habe meinen Freund während eines Schubs kennen und lieben gelernt, ich weiß also, das er mich auch mit Akne liebt!

 So, das war´s, ich hoffe, es liest sich einigermaßen flüssig und ist nicht zu lang geworden.

 Liebe Grüße an alle Akne- und Ex-Akne-Patienten, es tut unheimlich gut, sich das alles von der Seele zu schreiben!

 Simone
 

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