Silvias Bio


 

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Zufällig bin ich auf aknetherapie.de gekommen und lese seit ca. 4 Monaten im Forum mit. Es gibt immer wieder Schicksale, die mich sehr bewegen und vielleicht gelingt es mir, denjenigen ein wenig Mut zu machen. Akne bedeutet nicht das Ende der Welt - obwohl man oft ziemlich nahe am Rand steht.

Ich heiße Silvia, bin 34 Jahre alt und kämpfe seit 17 Jahren mal mehr, mal weniger gegen Akne. Roa habe ich allerdings nie genommen, weil ich schon so viel Antibiotika geschluckt und geschmiert habe, dass ich irgendwann nicht mehr wollte. Heute habe ich die Akne ganz gut im Griff, vielleicht liegt es auch am Alter *g* Wichtiger als meine Krankengeschichte sind mir aber die Auswirkungen, die Akne auf das Selbstbewusstsein haben kann.

Mit 14/15 hatte ich nur ein paar Pickelchen im Gesicht und dachte, dass sie von selbst weggehen würden. Denkste! So richtig blühte ich auf, als ich mit 17 meine Ausbildung begann. Vielleicht auch deshalb, weil sich von einem Tag auf den anderen mein Leben total änderte. Neue Leute, andere Stadt, die Ausbildung selbst habe ich gehasst. Inzwischen hatte ich schmerzhafte Beulen im ganzen Gesicht und auf dem Rücken. Es war so schlimm, dass ich zu einem Hautarzt ging, der mir eine Schwefellösung zum auftragen und eine schwefelhaltige Salbe verpasste. BÄH!! Wenn ich heute noch an den Geruch denke, wird mir übel. Obwohl die Schwefelbehandlung nicht wirklich viel brachte, hielt ich tapfer 3 Jahre durch. Dann schmiß ich das Zeug in den Müll. Mit 18 ließ ich mir die Pille verschreiben. Ich weiß nicht mehr genau, welche es war, aber zumindest war die Akne nicht mehr so schmerzhaft, die Pickel nicht mehr so riesig und nur noch im Gesicht.

Dann wurde ich der beste Kunde in Drogerien und Apotheken. Ich begnügte mich mit Waschgel, Gesichtswasser und Creme. Im Laufe der Jahre habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was es gibt. Die Akne verlief in Schüben. Mal sah ich richtig gut aus und dann wieder ganz furchtbar.

Nachdem ich die "Wunderbehandlung" meines 1. Hautarztes abgebrochen hatte, wollte ich bis 1994 keinen HA mehr sehen.

Im selben Jahr zog ich in eine andere Stadt. Ich war 26 Jahre alt und so langsam hinterließ die Akne ihre Spuren. Ich drückte seit Jahren die Pickel selbst aus, es bildeten sich Narben und große Poren. Mein Gesicht sah aus wie eine Kraterlandschaft - regelrecht zerschunden. Weniger wurden die Beulen deshalb nicht. In diesem Stadium wollte ich es noch mal mit einem Hautarzt versuchen. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, fragte ich im Freundeskreis rum und fand dadurch einen Arzt, der mich zumindest ernst nahm. Es folgten 6 Jahre Antibiotika. Die konnte ich wegen meiner Lichtempfindlichkeit allerdings nur im Winter nehmen. Die Pille nahm ich weiterhin. Er sprach mich auch mal auf Roa an, aber mir waren die Nebenwirkungen zu heftig und ich hatte mit Antis+Diane ganz guten Erfolg. Die Akne brach immer noch in Schüben aus, nur nicht mehr ganz so schlimm.

Im Jahr 2000 zog ich wieder um, so dass ich meinen Hautarzt aufgeben musste. Ich war es außerdem leid, die Pille zu nehmen. Wenn ich die Zeit zusammenrechne, komme ich auf 14 Jahre Pille incl. 6 Jahren Antibiotika. Ganz schön heftig.... Da ich nicht einfach die Pille absetzen wollte, war ich mal wieder auf der Suche nach einem Arzt. Und auf Anhieb hatte ich Glück und fand einen wirklich genialen Frauenarzt. Gleich beim 1. Besuch unterhielten wir uns lange über die Akne, was ich alles schon dagegen unternommen hatte, er machte sich Notizen, fragte immer wieder nach und ich fühle mich heute noch richtig gut aufgehoben bei ihm. Er machte einen Hormontest, bei dem sich herausstellte, dass ich zu viele Androgene habe.

Er riet mir ab, die Pille abzusetzen. Aber ich wollte nicht mehr. Ich war es einfach "Pillenmüde". Ende 2000 setzte ich sie doch ab und was dann kam, stellte alles bisher dagewesene in den Schatten: Ich bekam Eiterbeulen (mir fällt keine treffendere Beschreibung ein) an den Wangen, Stirn und Kinn, die tief saßen und schmerzten. Jede Berührung meines Gesichtes tat weh. Meine Haut wurde rot, fleckig, und begann sich auch noch zu schälen. Antibiotika kann ich im Sommer ja nicht nehmen. Eine Arbeitskollegin sprach mich an und empfahl mir ihre Kosmetikerin. Und wieder hatte ich Glück. Sie versteht einfach ihr Handwerk. Nach den ausreinigen verpasst sie mir immer eine Art Thermo-Maske, die das Hautbild verbessert. Es wirkte natürlich nicht sofort, aber jetzt nach einem ¾ Jahr sind die Poren kleiner geworden und die Haut ebenmäßiger. Allerdings ist der Spaß nicht ganz billig, so dass ich ihn mir nur einmal in Monat gönne. Ich musste mir abgewöhnen, selbst "Hand anzulegen" und wenn ich morgens in den Spiegel schaue, bin ich stolz auf mich *g*

Die Pille nehme ich seit Dezember 2001 wieder. Jetzt "Valette", wegen der Lichtempfindlichkeit vertrage ich die "Diane" nicht mehr. Natürlich habe ich noch Narben und rote Flecken, aber die decke ich mir Camourflage ab und schminke mich sorgfältig. Zum reinigen nehme ich nur noch die Balea-Serie, mit der ich gut klarkomme. Und wenn wieder mal ein Pickel droht, kommt Teebaumöl drauf.

Soweit meine Story zum Verlauf.

Weit wichtiger ist mir aber der "Seelenzustand", der immer hinter einer Krankheit steht. Den sieht man nicht und trotzdem ist er da. Ich habe nie Probleme mit einem Aussehen gehabt, dass heißt, nie wirklich Depressionen oder so. Das mag verschiedene Ursachen haben: Den größten Anteil daran haben sicher meine Eltern, besonders mein Vater. Er hatte bis ins hohe Alter großporige Haut und immer wieder mal einen Pickel. Aber er hatte z. B. auch wunderschöne Augen und eine wahnsinnige Ausstrahlung! Von ihm habe ich bestimmt einen Teil geerbt, leider auch die Haut...*g* Er hat mich zu einem sehr selbstbewussten, offenen und toleranten Menschen erzogen. Ich ziehe mich, auch in wirklich schlimmen Phasen, nicht zurück. So schwer es fällt, aber ich muß raus. Weggehen, Sport, Musik, meine Freunde...

Nach meiner verhassten Lehre habe ich den Beruf gewechselt, noch eine Ausbildung gemacht, später noch studiert. Ich bin gern unter Menschen, habe auch im Job sehr viel mit Menschen zu tun, muß auf sie zugehen, mich auf verschiedene Charaktere einstellen und habe Spaß dabei. Das kommt sicher auch so rüber. Selbst wenn ich mal wegen meinem Aussehen einen Job nicht bekommen hätte (was ich ja nicht weiß, weil man das nicht gesagt bekommt), wäre es auch nicht schlimm gewesen. Was ist das für ein Laden, ein Chef oder wer auch immer, der hinter dem Äußeren nicht den Menschen sieht? Dort wäre ich sowieso nicht lange geblieben.

Ich gehe unverkrampft mit einem Äußeren um, kann darüber reden und habe kein Problem damit, darauf angesprochen zu werden. Bestimmt gehört ein "dickes Fell" dazu, auch mal einen dummen Spruch mit Humor zu nehmen. Zugegeben - ich habe auch meine schwachen Momente, die lebe ich aus - aber dann ist´s wieder gut.

Es sind immer Menschen um mich rum, die mir viel bedeuten und denen ich etwas bedeute. Ich nehme vieles mit Humor und mich selbst manchmal nicht so wichtig. Dumpfbacken und Dummschwätzer versuche ich, mir vom Hals zu halten.

Was Beziehungen angeht...oh, das war am Anfang schon schwierig, weil ich ja gerade so mit 18 meine erste "Blütephase" hatte. Und eigenartigerweise lernte ich da meine 1. Liebe kennen. Sie hielt 6,5 Jahre und ging aus verschiedenen Gründen zu Ende, die nichts mit meiner Akne zu tun hatten. Überhaupt hatten alle meine bisherigen Freunde selbst reine Haut und trotzdem kein Problem, mit dem ganzen Thema umzugehen. Auch wenn ich mal meine "ich finde mich grad scheiße Phase" hatte war das okay...

Mir ist es wichtig, in den Arm genommen zu werden, ein Lächeln, Berührungen. Die kann ich geben und bekomme sie wohl deshalb auch zurück, weil ich trotz mancher Verluste, die ich einstecken musste, und Lebensumbrüche mir eine gewisse Wärme und Fröhlichkeit bewahrt habe.

Ich hoffe, das ließt sich nicht arrogant und es hat auch nichts mit Ignoranz zu tun. Vielleicht bin ich ein Glückskind, mit Sicherheit steckt aber auch Arbeit an mir selbst dahinter, denn eins habe ich erkannt und versuche es zu leben:

NICHTS, aber auch gar nichts, ist so wichtig, daß es MEIN LEBEN kaputtmacht! Das lasse ich nicht zu.

Ich bin nicht perfekt, sehe nicht perfekt aus, habe Eigenheiten und Macken und weiß, was ich will.

Jede Menge Spaß am Leben.

 


 

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Stand: 04.04.2002
Autorin: Silvia