Bilderausstellung von Christoph


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Mein Name ist Christoph, oder auch king of pain. Ich bin 22 Jahre alt. Ich habe Akne seit ich denken kann, wie so viele auf dieser Seite hier. Wie die meisten habe ich die klassische Akne-Story hinter  mir, Tausende von Mitteln und Ärzten probiert, unter anderem drei Roaccutan-Therapien mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Ich verweise an diesem Punkt auf die anderen Fallbeispiele, in denen ich sehr viele Parallelen zu meiner Akne-Geschichte finden konnte.
Ich möchte euch von meiner leicht ausgefallenen Art und Weise berichten, mit der ich gelernt habe mit den harten Fakten meiner Hautkrankheit umzugehen.


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Ich studiere in Dortmund Foto-Design. Ich fotografiere schon recht lange.
Eines Tages, ich war ungefähr 17 Jahre, stand ich vor dem Spiegel und konnte es einfach nicht fassen wie ich aussah. Ich sah dunklen, blutigen Eiter aus den Entzündungen auf meiner Brust laufen, sah mein von Beulen und Eiterkuppen übersätes Gesicht und die leuchtend roten Narben auf meinen Schultern. Ich konnte nicht glauben was ich sah, mir war zum heulen zumute, ich war sehr verzweifelt  und ohne Hoffnung. Weil ich zu dieser Zeit so ziemlich alles fotografiert habe, was sich nicht gewehrt hat, habe ich an diesem Tag zum ersten mal mich selbst fotografiert, und zwar mit jedem einzelnen Pickel, mit jeder Beule und Narbe.
Es entstand dieses Foto:
 


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Fotografie ist zu meiner Sprache geworden, ich kann mich besser mit meinen Bildern ausdrücken als mit Worten.
So habe ich mich im laufe der Jahre immer wieder selbst und meine Haut fotografiert.
Ich habe die Bilder nie jemandem gezeigt, so wie ich mich für meine schlechte Haut geschämt habe, habe ich mich auch für die Bilder von meiner Haut geschämt.
Irgendwann hat meine damalige Freundin durch Zufall die Bilder entdeckt und war, obwohl wir schon drei Jahre zusammen waren und sie mich sehr gut kannte, etwas schockiert. Diese Reaktion hat mir so einiges klargemacht. Ich habe nie viel über meine Hautprobleme gesprochen und erst durch die Bilder, die ich dann auch nach und nach meiner Familie zeigen konnte habe ich gelernt darüber mit anderen zu kommunizieren. Den meisten Leuten war überhaupt nicht bewußt, was für ein gigantisches Problem meine Haut für mich darstellte.
Ich kannte niemanden, der ähnlich zerklüftet rumlief und war sehr einsam. Dadurch, daß ich fotografisch begann meine große Not zu verarbeiten wurde meine Umwelt erst darauf aufmerksam und ich fühlte mich besser verstanden.
Es war wie eine Befreiung endlich das Thema, das mich mit Abstand am meisten beschäftigte, um das meine Gedanken pausenlos kreisten, nach außen für andere sichtbar machen zu können. Und wie sich mein Selbstvertrauen meiner fotografischen Arbeit gegenüber steigerte, so steigerte sich allmählich auch mein Selbstvertrauen im allgemeinen.
Ich konnte meine Akne-Bilder für meine Bewerbungsmappe für die FH verwenden. Diese fotografische Mappe war recht persönlich und so dachte ich, daß die Hautbilder nicht fehlen dürften, denn sie sind ein Teil meiner Arbeit, so wie meine Akne ein Teil von mir ist. Ich habe also durch  ein paar Fotos gelernt, daß meine schlechte Haut zu mir gehört und ich das akzeptieren  kann.
Natürlich bin ich auch nicht der Superhelge, der jetzt durch ein bißchen knipsen alle seine Komplexe überwunden hat. Mir geht es oft genauso dreckig wie euch allen.
Ich weiß, daß ich im Vergleich zu anderen hier noch ganz gut dran bin mit meiner Haut, es gibt natürlich viel schlimmere Fälle. Es ging mir nie darum durch meine Fotos Mitleid zu erlangen, oder mich als den Menschen mit dem härtesten Los aller Zeiten darzustellen.
Ich denke nur, es ist wichtig sich aktiv mit dem ganzen Mist auseinandzuersetzten, ob man jetzt Fotos macht, oder sich alles auf Richies Seite von der Seele schreibt, oder Musik macht oder was auch immer, ich denke man sollte versuchen Kontakt zu seiner Außenwelt aufzunehmen um auf irgendeine weise zu sagen, hallo, ich hab` da ein Problem.
Die Leute sehen zwar die Pickel, aber die Probleme und Nöte die dahinter stecken sehen sie nicht. (schon gar nicht wenn der Großteil der Akne sich unterm Pulli verbirgt)


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Fotos schaffen wunderbare Fakten. Es ist nichts geschönt, man kann es nicht übersehen oder sich wegdenken. Die Pickel sind da und das Foto ist der Beweis dafür, knallhart.
Verglichen mit dem Spiegelbild hat man mehr Distanz zum Foto, man kann es nüchterner und objektiver betrachten. Man glaubt mehr an die Wahrheit des Fotos als an die Wahrheit des Spiegelbildes, das auch stets vom momentanen Gemütszustand beeinflußt wird. Und hinzukommt, daß man ein Spiegelbild nicht so jemand anderem zeigen kann, daß dieser versteht was los ist.

Ich bin sehr weit mit meinem Bilder-Selbstvertrauen gekommen. Ich komme ursprünglich aus einer kleinen Kleinstadt in der Eifel. Ich habe eine Fotoausstellung gemacht und neben vielen anderen Bilder auch meine Akne-Bilder gezeigt, obwohl es schwierig war, denn die Leute in der Bank, in der die Bilder hängen sollten waren sehr dagegen. Ich habe ihnen dann klargemacht, daß ich die Ausstellung nur mache, wenn ich meine Pickel zeigen darf, und sie haben es schließlich akzeptiert. Weil in so einem Kaff halt jeder jeden kennt, habe ich denke ich viele Leute mit den Bildern geschockt, die mich so nicht kannten.
Aber ganz ehrlich, es hat mir sogar echt Spaß gemacht allen meine verfluchte Haut zu zeigen und alle zu schocken und zu überfordern. Ich hätte der ganzen Welt diese Bilder zeigen können, denn ich war stolz darauf.
Ich habe viel sehr, sehr positive Resonanz auf meine Haut-Serie, die umfangreicher war als diese Bilder hier, bekommen. Auch das hat mir sehr geholfen und in der Überzeugung bestärkt, daß man auch aus dem allergrößten Scheißedrecke, wie z.B. Akne und Narben, noch was echt gutes machen kann.
 


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Also zur Zeit warte ich mit gespannter Haut auf meine nächste Roa-Therapie und mache nach wie vor fleißig Bilder von mir.
Es ist bestimmt nicht das einzig wahre Patentrezept, was ich hier so verbreite, aber es zeigt, daß es eben sehr viele Möglichkeiten gibt mit dem seelischen Teil dieser Krankheit fertig zu werden . Entscheident ist, daß man seinen ganz persönlichen Weg sucht und mit etwas Glück auch findet.
Um nicht nur den king of pain in mir zu zeigen, sondern auch den Fotografen Christoph, habe ich noch zwei Bilder ausgesucht, die sehr schön auch zeigen, daß Fotos sehr subjektiv sind und einer Person nie völlig gerecht werden können.
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich natürlich freuen. Oder habt ihr Bilder von Euch? Schreibt mir unter christoph_bangert@hotmail.com.

Euer king of pain.
 


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