selbstmord



Lexikon



Wenn sich jemand mit Selbstmordgedanken trägt, dann ist das eine *ernste* Sache, und zuallererst sollte sich der/diejenige überlegen, ob man mit dieser sich ausgerechnet im Internet jemandem anvertrauen will. Zum einen stellt sich die Frage, wie gut und sicher einem hier geholfen werden kann, welche Möglichkeiten zur Hilfe von vorneherein *nicht* zur Verfügung stehen (Diagnostik, Therapie usw.) und nicht zuletzt - hier bin ich sehr egoistisch, aber so ist es nun mal - in welche Probleme man andere Leute dabei bringen kann. Wie schon öfter im Forum bemerkt, hier liegen für Dritte durchaus Risiken drin, wegen unterlassener Hilfeleistung, falscher Beratung usw. Probleme zu bekommen. Daher meine Bitte: bei dem Problem ist vor allem Real Life - Beratung angesagt, und hier können wir bis zu einem gewissen Grad von Problemen, Belastung, Depression gegenseitig Stütze sein, aber ab einer gewissen Grenze ist das nicht mehr möglich. Und Selbstmordgedanken liegen *definitiv* hinter dieser Grenze.

Nun mag es sein, dass es gerade bei einer ernsten Depression dem/der Betroffenen schlicht unmöglich ist, Initiative zu entwickeln. Typisch bei Depressionen ist häufig, dass die Betroffenen schlicht nicht mehr in der Lage sind, *überhaupt* etwas zu tun, teilnahmslos und gleichgültig werden. Vor dem Rechner zu sitzen, auf den nächsten Post zu warten und immer mal wieder in verschiedenen Browserfenstern F5 zu drücken, ist hier nicht unbedingt förderlich. Rechner aus, im echten Leben Beratung suchen.

Grundsätzlich: wer entsprechend Probleme hat und Freunde, Eltern, wer auch immer zum Reden hat – geht dorthin. Freundschaften sollen und können einen in solchen Fällen auffangen. Wenn das nicht geht, sucht jemanden Professionellen im Real Life. Wenn das nicht geht – schnellstmöglich Kontakt zu jemandem, der im RL erreichbar ist und der/die professionell helfen kann.

Von daher: Über www.kompetenznetz-depression.de wird man zum einen Informationen bekommen, auch Kontakt zu entsprechenden Stellen vermittelt bekommen, man muss aber ein wenig stöbern.
www.telefonseelsorge.de vermittelt an Telefonseelsorgestellen weiter und bietet auch Beratung online an, nur eben auch etwas umständlich.

Im konkreten Fall Akne sollte man auch mal den Hautarzt fragen, ob er einen zur unterstützenden Therapie überweisen kann.

Besser aber bei persönlicher Betroffenheit: die Gelben Seiten nehmen und nach einem Termin bei einem entsprechenden Psychiater oder Psychotherapeuten schauen. Das Erstgespräch übernimmt die Krankenkasse, weitere Therapie wird bei dem Gespräch besprochen. In größeren Städten haben die Kliniken üblicherweise eine Ambulanz in der Psychiatrie. Das kann an Wochenenden oder bei akuten Fällen eine Anlaufstelle sein.
Die Jugendämter im Landkreis unterhalten normalerweise eine Erstanlaufstelle, von der man zumindest weitervermittelt wird und die einem einiges abnehmen koennen, was Terminvermittlung usw. angeht.
Studenten bekommen üblicherweise über ihr örtliches Studentenwerk Betreuung angeboten, der Beitrag wird mit dem Semesterbeitrag entrichtet. Zu guter Letzt, der gute alte Vertrauenslehrer an der Schule. Auch dieser muss zumindest wissen, wo ihr oder wer auch immer besser aufgehoben seid/ist, und unterliegt der Schweigepflicht. Ihr müßt mit ihm nicht eure Probleme bereden, ihr könnt schlicht einfordern, an jemanden ausserhalb eures Umfeldes vermittelt zu werden. Geht hin und sagt, ihr/wer anderes hat Probleme, und die seien nicht im Schulkontext zu bereden, ihr bräuchtet eine Anlaufstelle fuer professionelle Hilfe. Therapie, Jugendamt, was auch immer. Er wird euch die Infos geben.

Nochmal: Das Netz ist gut fuer erste Kontaktaufnahe, aber wer sich mit Selbstmordgedanken trägt, sollte dies im Real Life mit jemandem besprechen. Es *kann* niemandem im Netz so gut geholfen werden. Sucht jemanden im RL. Wer gar niemand kennt, geht zum Hausarzt und läßt sich überweisen. Akute Depressionen sind eine *Krankheit*, nehmt sie ernst.

Einige Worte zu Psychologen, Psychiatern und Psychotherapeuten
Ein Psychologe hat Psychologie studiert. d.h., er weiß viel über die Art und Weise, wie Menschen denken. Je nach Spezialisierung kann er auch Therapie anbieten. Normalerweise wird ein Psychologe z.B. Verhaltenstherapie anbieten, Übungen, wie man sein eigenes Denken kontrollieren, steuern etc. kann. Wie man frustrierende Situationen vermeidet, wie man mit Problemen besser umgehen kann.
Ein Psychiater hat Medizin studiert. Entsprechend besser wird der Psychiater organische Probleme erkennen (Oft haben Depressionen organische Ursachen – Unterfunktion mancher Hirnareale, Drüsen etc., ein Psychiater wird eher auch ein EEG eures Gehirns machen, um organische Schäden auszuschließen, wie das ein Psychologe tun würde.).
Psychotherapie ist eine Sonderform der rein psychologischen Betreuung. Sie orientiert sich an Freud, entsprechend werden typische Ursachen der Depression abgeklopft – Kindheit, Verhältnis zu den Eltern, schlimme Ereignisse – und weniger nach organischen Ursachen gefragt, weniger auch nach „wie gewöhne ich mir das ab“ - Fragen, sondern nach den zugrundeliegenden Ursachen.
Dazu ist zu sagen, dass die Unterschiede in vergangener Zeit sehr betont wurden, inzwischen nähern sich die Schulen durchaus an. Verhaltenstherapie hat an sich gute Erfolgsquoten, auch der Einsatz von Antidepressiva ist durchaus eine Möglichkeit, die üblicherweise *temporär* hilft und man nach Absetzen das Leben einfach wieder besser im Griff hat, Psychotherapie ist gewöhnlich langwieriger, aber hat ebenfalls gute Erfolgsquoten. Eine Einschränkung: Wenn wer *nur* etwas verschreiben will und weder selber Gesprächs/Verhaltenstherapie anbietet noch euch ergänzend zu einem entsprechenden Therapeuten schickt; dann geht woanders hin. Oder sagt, ihr *wollt* noch jemanden zur Gesprächstherapie und lasst euch wohin ueberweisen.

Im Fall der durch Akne induzierten Depression mag auf den ersten Blick Psychiatrie und Psychotherapie als wenig hilfreich erscheinen. Trotz allen gegenteiligen Aussagen und Erfahrungen ist es aber trotz allem möglich, durchaus auch *mit* Akne ein einigermassen ausgeglichenes Leben zu führen. Woran es liegt, dass das manche hinbekommen und manche nicht, vermag ich nicht zu sagen, aber es mag sich lohnen, jenseits der Aknetherapie nach mehr Selbstakzeptanz zu streben.

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Aktualisiert: 04.05.2001
Autor: Richie