Geschichte von e.t.


     

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    • Über mich selber

     

    Alter: 18
    Geschlecht: männlich
    Medikationen: Clinesfar, Minakne, Cordes BPO5 und 10, Roacctuan
    Kurze Krakheitsdarstellung: Akne geheilt, leichte Narben an den Wangen, trockene Haut, moderate leicht verlassende rote Flecken


     

    • Intention dieses Dokumentes

     

    Im Grunde stellt dies genau das Selbe dar, das Richie am Anfang mit seiner Homepage tun wollte: eine kreative Abarbeitung des eignen Frusts über ein meiner Meinung nach sehr übles Problem, dass wohl jeden auf dem Board mehr oder weniger stark betrifft. Inzwischen hat Roacctuan ganze Arbeit geleistet und den schönen kleinen Entzündungen so richtig schön den Garaus gemacht. Wie schön, endlich ist der Blick frei auf all die roten Andenken aus dieser Zeit, die Narben sind vorhanden und gehen sicher, dass ich auch nicht eines Morgens vergesse womit ich vor einiger Zeit meine Jugend verschleudert habe. Ja, es ist der blanke Sarkasmus, der hier durch scheint aber das hat mir schon immer ungemein geholfen bestimmte Dinge im Leben besser zu bewältigen. Diese ganze Arbeit ist ziemlich geprägt davon weil es in meinem Fall einfach eine Reaktion auf Probleme ist. Hier möchte ich alles darstellen, dass in entferntester Weise mit meiner Krankheit zu tun hat um ihre ganze Tragweite aufzuzeichnen. Vielleicht macht sich der eine oder andere gar nicht erst bewusst wie stark wir uns von unserem angeblich verunstalteten Aussehen versklaven lassen. Es reicht nicht die allseits berühmte BDD.zip zu lesen, die das Thema zwar gut darstellt aber doch wenig ins Detail selber geht.


     

    • Das Aussehen

     

    Es steht für uns alle absolut im Vordergrund, mehr als für die glücklichen Menschen, die ohne Akne aufwachsen durften. Ich habe mich seit meinen Teenagerjahren nur an meinem Aussehen bewertet und dementsprechend schlecht angesehen. Es war mir unwichtig was für Begabungen ich habe, was für Fähigkeiten ich besass. Alles das mich interessierte war der morgendliche Blick in den Spiegel, nach dem ich dann auch meinen Tag bzw. meine Laune richtete. Wir alle wissen, dass der Zustand der Akne immer unsere Laune beeinflusst. Bei mir reichte am Ende nur ein Pickel mehr um aggresiv oder depressiv zu werden. Ich leide noch heute unter mittleren Depressionen, die ich hoffe irgendwie selber loszuwerden, auch wenn ich nicht unbedingt daran glauben kann. Aber in Behandlung möchte ich mich nicht geben lassen. Seit meiner Heilung hat sich das Problem nicht sehr verändert weil ich jetzt die Narben und die vielen roten Punkte habe, die weiterhin ein sehr grosses Problem für mich darstellen aber leider auch nicht verschwinden wollen. Die Narben sind vermutlich tief genug um für den Rest des Lebens erhalten zu bleiben. Weiterhin untersuche ich doch recht oft auch mein Spiegelbild, mein Profil usw. Ich schaue in Schaufenster oder Autoscheiben ich klappe die Sonnenblende runter oder reflektiere mich in meinem Feuerzeug. Es sind alles sehr tief etablierte Gewohnheiten, die ich nicht ablegen kann. Es ist für mich eine Routine geworden. In banaler Schnelligkeit wechselt mein Gemütszustand meinem Aussehen entsprechend hin und her. Wenn ich von draussen rein komme und meine Gesichtshaut von der Kälte rot ist treten wieder starke Depressionen zu Tage, die ich am besten durch einen Mittagsschlaf kompensieren kann. Nach einer Weile schwächen diese Schübe wieder ab. Dann finde ich eine andere Sache, über die ich mich aufregen kann (Kopfform, Haare o.ä.) Es ist sehr deutlich, dass man auch nach einer kompletten Heilung nur sehr schwer wieder an sich glauben kann. Es gibt keinen härteren und unerbittlicheren Gegner als die eigene Seele. Ich führe mit ihr einen Krieg, habe die ersten Narben davon getragen aber aufgeben werde ich nicht. Dazu will man mich vielleicht zwingen indem man mich so entstellt hat, aber wem immer es gefällt, ich werde ich ihm keinen Gefallen tun, obwohl ich schon oft an Selbstmord oder einen Amoklauf gedacht habe.


     

    • Mitmenschen

     

    Keinem in meinem Umfeld ist meine Krankheit entgangen. Die meisten schweigen dazu, eine kleine Gruppe gibt dumme Kommentare ab. Selbst Leute, die ich als meine Freunde bezeichnet habe konnten sich den einen oder anderen Spruch nicht sparen weil es allgemein bekannt ist, dass man mich mit Anspielungen auf meine Haut sehr stark verletzen kann. Ich habe meinen Freunden keinen dieser Kommentare jemals verzeihen können, weil sie mich einfach sprichwörtlich vom Hocker hauen. Ich habe oft das Gefühl, das ich unfreundlicher behandelt werde, oder dass Leute unsicher werden, wenn sie mit mir reden, und wenn ich sie dabei ertappe mit ihren Blicken über mein Gesicht zu wandern. In vielerlei Hinsicht reagiere ich auf bestimmte Sorten von Menschen. Wenn ich an ihnen vorbeigehe stockt mir der Atem, mir ist es unangenehm Leuten auf der Strasse zu begegnen. Ich weiche ihnen beim Spazierngehen sogar unbewusst aus. Mädchen haben sich nie besonders für mich interessiert und wenn dann nur weil sie mein Handy benutzen wollten. Soll heissen ich kann in diesem Fall die Anzahl von zwischenmenschlichen Kontakten an der Hand eines Feuerwerkers abzählen nämlich genau zwei Umarmungen. Zur gleichen Zeit gibt es schon Leute, die in diesem Alter heiraten...Mit Mädchen habe ich allerdings kaum Kontaktschwierigkeiten weil ich recht unbefangen mit ihnen umgehen kann. Gross was vorspielen muss ich ihnen nicht und bis auf Unterhaltungen ergibt sich auch nichts für mich. Das gibt einem eine grosse Sorglosigkeit von daher kenne ich auch ein paar, die aber nie mehr als mit mir reden würden. Das ist natürlich auch wieder keine erfreuliche Erkenntnis. Es vertieft auch nur wieder die Depressionen weil es irgendwie ziemlich scheisse ist in meinem Alter alleine durch die Gegend zu ziehen, im Kino immer drei bis vier Sitze rechts und links von sich frei zu haben und auch ansonsten zu wissen, dass die Krankenkasse meiner Eltern einen Betrag für ROA abdrückt, den viele in Form eines Autos bekommen, mit dem sie dann ihre Flamme durch die Gegend kutschieren. Verkriechen tu ich mich nicht gerade. Wenn sich die Gelegenheit ergibt gehe ich auch auf Partys, spiele Billard mit Freunden in der Kneipe, fahre ins Kino, spiele im Sportverein, singe im Schulchor. Bin also ziemlich engagiert und mein Zimmer ist nicht abgedunkelt. Dafür hängen gleich zwei Spiegel dort rum, in die ich bei jeder blöden Gelegenheit schaue. Ich habe sie schon mehrere Male abgehängt aber irgendwann haue ich wieder Nägel in die Wand und sie reflektieren wieder fröhlich meine Visage. Als Ausrede dient dann das typische "der eine ist zum morgendlichen Kämmen, wenn das Bad besetzt und ist und der andere steht am Zeichentisch für Selbstportraits" Ja, Portraits zeichne ich auch noch nebenbei. Sehr oft denke ich an die Narben in meinem Gesicht, wenn ich mit Menschen zu tun habe. Ich meine es zu spüren, wie sie auf meine Narben starren. Wenn ich an einem besonders schönen Mädchen vorbeigehe spüre ich so etwas wie Nadelstiche im ganzen Gesicht (kein Scherz oder Metapher). Ich habe Angst davor, dass plötzlich durch eine Frustreaktion oder eine körperliche Fehlfunktion die Pickel in Minuten wieder neugebildet werden. Klingt auch bekloppt, ist aber so. Freunde habe ich eigentlich genug. Ich unternehme Dinge mit ihnen, diskutiere oder fahre mit ihnen ins Kino. Ich habe mir oft gedacht, dass nur noch eine Freundin fehlen würde um meine Welt perfekt zu machen. Bald wurde mir klar, dass ich heute unter den selben oder sogar schlimmeren seelischen Problemen leide, wie zu meinen härtesten Aknezeiten. Es hat einige Verbesserungen gegeben. Ich höre mir wieder schönere Musik an, kann in den Spiegel schauen ohne Schweissausbrüche und Herzrasen zu bekommen, kann es akzeptieren, dass jemand ein Foto von mir macht, schaue Leuten wieder in die Augen und vermeide keine Neonlampen mehr. Aber der Rest der üblichen Symptome ist weiterhin da und beherrscht meinen Alltag in grossem Umfang. Einen Teil meiner Depressionen erhalte ich würde ich sagen wegen genau dieser Tatsache. Den Rest wegen dieser Gesellschaft, meiner vergeblichen Suche nach Liebe, den üblichen Suizidgedanken und Komplexen.


     

    • Mädchen

     

    Wie oft bin ich morgens aufgewacht und habe mir ganz fest vorgenommen heute die schöne schwarzhaarige aus der anderen Klasse zu fragen ob sie mit mir ausgehen will. Wie oft bin ich dann an ihr vorbeigelaufen, habe nicht Herzklopfen sondern Herzrasen bekommen um danach eine Art Wut und Gleichgültigkeit zu spüren...Ich kann es sagen: viele Male. Es war nie anders. Mit der Weile stelle ich immer mehr fest, dass ich stetig immer weniger lieben kann. Wie kann man sich denn überhaupt noch verlieben, wenn man sowieso keine Aussicht auf Erfolg zu haben glaubt? Man sagt ja immer, dass man sich interessieren muss und dann findet man schon eine. Klar, alles ganz einfach wissen wir ja alle. Ich habe bereits Panik davor eines Tages gar nichts mehr zu fühlen. Nichts mehr zu fühlen, weil ich nicht mal mich selber als Menschen schätzen kann. Da stehe ich mit grossartigen Aussichten was meine Zukunft angeht, bin gut in der Schule mit vielen offenen Chancen. Und denke gleichzeitig daran, dass mein Leben schon vorbei ist, dass mir die Energie fehlt um weiterzumachen, dass ich sterben will. Oft bin ich bei rot über die Strasse gegangen in der Hoffnung ein Auto überfährt mich. Ich habe nie wirklich erfahren ob das Mädchen, dass ich zwei oder drei Wochen wieder vergessen habe nicht vielleicht doch mit mir ausgegangen währe. Aber was spielt es schon für eine Rolle. Keine Zukunft kann mir das ersetzen, das ich in der Vergangenheit versäumt habe, ist es nicht so? Und was passiert, wenn ich später bei meinem Bewerbungsgesprächen von den Menschen ausgestochen werde, die mit den Mädchen ausgegangen sind, die ich liebte, nur weil sie keine Narben oder Akne haben??? Ja was soll ich da sagen? Soll ich es akzeptieren, einen Fight Club gründen oder die höchste Brücke suchen? Kann mir das jemand sagen? Nein, denn dafür haben wir keine Antwort. Ich bekomme Schweissausbrüche wenn die Clerasilwerbung im Fernsehen läuft und hasse meine Freunde, wenn sie mich oder irgend jemanden wegen Dingen hänseln, für die sie nichts können. Und gleichzeitig sehe ich, wie es Leuten mit den selben Problemen ähnlich ergeht. Ich muss nur auf das Board schauen. An meiner Schule gibt es jemanden mit noch schlimmerer Akne als ich sie jemals hatte. Und ich sehe genau die selben Verhaltensmuster an ihm obwohl ich ihn kaum kenne. Ich komme sehr gut mit ihm zurecht und sage mir, vielleicht hilft es beiden von uns. Positive Aufmerksamkeit nach dem Muster wie geht’s? Harten Tag gehabt? Usw. ist 1000X besser als die üblichen "du findest schon eine" oder "das wird schon wieder". Ich kann fühlen, wie meine Haut schmerzt, während ich das hier schreibe. Es ist wie mit den Frauen. Selbst wenn ich die Gedanken umlenke, mir meinen Lieblingssong vorstelle um positiv zu denken schlägt der Körper zurück und vermasselt alles. Manchmal glaube ich wir Menschen sind viel zu kompliziert gebaut was solche Dinge angeht.


     

    • Prognosen

     

    Nun ich weiss nur, ich werde vermutlich weiterleben wenn ich nicht selber irgendetwas daran ändere. Meine ROA Kur wird wohl in zwei bis drei Wochen abgesetzt. Dann bin ich zwar körperlich gesünder aber seelisch nur schwerer belasteter. Je länger ich mit all dieser Scheisse zu tun habe desto mehr zweifle ich am Sinn des Lebens. Auch ich sehe wie sich die Dummheit und die Idioten durchsetzen. Wie die Welt nicht mehr von ihrer Soap Opera Trance runterkommt und der Kopf nur noch von aussen interessant ist. Sagt mir so viel wie ihr wollt es kommt aufs Aussehen an. Es ist der gemeine Teil in unserem Gehirn. Ich denke kaum toleranter und hasse mich dafür. Nun, vielleicht habe ich Glück und ich komme mit einer ROA Runde aus. Vielleicht verschwinden die roten Flecken diesen Sommer und ich gewöhne mich auch an die Narben. Vielleicht darf ich nächstes Weihnachtsfest nicht nur Geschenke für meine Familie sondern auch für einen Menschen, der mich wirklich liebt kaufen..vielleicht habe ich dann einen Geburtstag mehr, den ich mir merken muss. Vielleicht ist es aber auch nicht anders als vorher. Ich habe schon im Oktober 99 gesagt ab 2000 haust du richtig auf die Kacke und erfüllst Dir alle Wünsche. Wow einer ist erfüllt, ich habe ein Handy..das wars. Und was wird sein, wenn ich wieder krank werde? Wenn aus meinen sechs bis sieben Narben 20 werden? Ich werde eines Tages von der Schule gehen und mir einen Job suchen und das selbe Schema fortführen. Verlieben, vergessen, selbst hassen, stabilisieren, verlieben usw. bis nichts mehr da ist. Es besteht eine gewisse Chance, dass ich dieses Kreislauf eines Tages gewaltsam und sehr zu meinem Nachteil brechen werde um endlich Ruhe zu haben. Ich habe Angst davor und wenn ich daran denke muss ich heulen. Ich denke es wurde klar, was aus einem Menschen wird, wenn er so krank wird wie ich. Seelisch wie körperlich. Wann bricht das Eis?

    Besten Dank an alle, die sich das hier bis hierhin durchgelesen haben und Richie für seine Homepage, die mir sehr viel hilft und meine Inetrechnung ganz schön belastet *g*

    E.T.

    DCA! 

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